Thema: Menschen | Datum: 03.05.2019

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Mit Fußball-Leidenschaft gegen das Vergessen

Was tun, wenn das Gedächtnis schwindet? Zum Beispiel Erlebnisse wachrufen, die besonders schön und eindrücklich waren. Das ist auch Sinn und Zweck des Fortuna Düsseldorf-Erinnerungskoffers. Targobanker Joachim Brors war einer der Ehrenamtlichen, die damit im April demenzkranken Fußballfans beim Erinnern halfen.

Demenz ist eine komplexe Krankheit – das konnte Joachim Brors bei seinem Einsatz erleben. „Die betroffenen Menschen erinnern sich kaum an das, war vor wenigen Tagen war“, berichtet der Targobanker. „Aber bei Ereignissen, die 40 Jahre zurückliegen, wird die Erinnerung manchmal sehr klar.“ Diese Tatsache macht man sich heute grundsätzlich in der Demenztherapie zu Nutze: Neben medikamentöser Behandlung dienen gezielte Gedächtnistrainings dazu, das Erinnerungsvermögen der Betroffenen zu verbessern. Auch Fortuna Düsseldorf ist hier aktiv und hat zur Förderung der Inklusion den Fortuna-Erinnerungskoffer entwickelt, der zum Beispiel Bilder, Bälle, Fußballschuhe und Fanartikel aus der Geschichte des Vereins enthält. Seit 2016 können Einrichtungen für Demenzkranke die ehrenamtlichen Helfer mit dem Erinnerungskoffer zu sich einladen. Anfang April war das Team im Rahmen eines Aktionsmonats Demenz in der Begegnungsstätte Gerberstraße in Erkrath zu Gast.

Erinnerung an eigene Fußballjugend lässt Bewohner aufblühen

Es war wie so oft der Zufall, der Targobanker Joachim Brors dazu brachte, sich beim Projekt Erinnerungskoffer zu engagieren. „Ich habe auf einer Geburtstagsfeier Gabi Gründker von der Caritas kennengelernt“, erinnert er sich. Man kam ins Gespräch und die Caritas-Mitarbeiterin berichtete von ihrem Engagement im Bereich Demenz und vom Einsatz des Erinnerungskoffers. Joachim Brors, selbst seit über 50 Jahren glühender Fortuna-Fan, war sofort Feuer und Flamme. „Mit dem Thema Demenz bin ich zwar vorab noch nicht in Kontakt gekommen“, so der Targobanker. „Aber beim Thema Fortuna kenn ich mich natürlich bestens aus.“ Über die gemeinsame Fußball-Leidenschaft entstand so schnell eine Verbindung mit den Menschen in der Begegnungsstätte. „Ein über 90-jähriger Mann blühte förmlich auf, als er sich daran erinnerte, dass er in seiner eigenen Fußballerjugend selbst einmal mit seiner Mannschaft gegen Fortuna angetreten ist.“

Fachsimpeln über Fortuna: Heiner Baltes (2. v. l.) mit Caritas-Mitarbeitern und Targobanker Joachim Brors (2. v. r.)

Fachsimpeln mit Fortuna-Legende Heiner Baltes

Besonderes Highlight für Gäste und Ehrenamtliche war die Anwesenheit von Fortuna-Legende Heiner Baltes. Der Abwehrspieler war von 1971 bis 1981 für den Verein aktiv und war auch Teil der Mannschaft, die am 16. Mai 1979 das für Fans bis heute packende Europokal-Endspiel bestritt. Damals verloren die Fortunen trotz ihres beherzten Einsatzes unglücklich gegen den FC Barcelona – einer der wohl bewegendsten Momente in der Vereinsgeschichte. Wer von den Fans damals nicht vor Ort sein konnte, verfolgte das Spiel damals gebannt vorm Fernseher –  so auch Joachim Brors und viele der Menschen in der Begegnungsstätte. „Heiner Baltes war und ist für Fortuna-Fans bis heute ein Idol“, sagt Joachim Brors. „Ihn zu treffen und mit ihm über seine Spielerzeit und das Pokalfinale 79 zu sprechen, das war für alle Beteiligten ein Gänsehautmoment.“ Über den Tag sorgten die ehrenamtlichen Helfer so in der Begegnungsstätte für zahlreiche Erinnerungsanker bei den Betroffenen – und bekamen dafür durchweg positives Feedback. Und für Joachim Brors ist klar: „Beim nächsten Mal bin ich gerne wieder dabei.“

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